Pressemitteilung 18.12.2009

Pressemitteilung vom 18.12.2009

Gründung eines Klinischen Ethikkomitees

Im März dieses Jahres wurde auf Initiative der Geschäftsführung der Oberlausitz-Kliniken gGmbH das Klinische Ethikkomitee (KEK) für die beiden Krankenhäuser Bautzen und Bischofswerda gegründet. Mitglieder des Ethikkomitees stehen den Behandlungsteams in den Kliniken bei patientenbezogenen Einzelfallentscheidungen und organisationsethischen Fragen zur Seite. Insgesamt besteht das Klinische Ethikkomitee aus 20 Mitgliedern – Leiter ist der Ärztliche Direktor Dr. med. Ullrich Dziambor.

„Bislang haben wir eine ethische Fallbesprechung auf der Intensivstation durchgeführt, die als sehr hilfreich für das Behandlungsteam und für das Kommunikationsklima auf Station empfunden wurde“, erläutert der Mitinitiator des Klinischen Ethikkomitees, der evangelische Krankenhausseelsorger Pfarrer Dietrich Nebe. Er sieht die Notwendigkeit einer ethischen Beratung in einem der Grundsätze des Leitbildes der Oberlausitz-Kliniken gGmbH begründet. „Für uns steht der Mensch im Mittelpunkt unseres Handelns, wir versuchen bei aller medizinischen Therapie auch immer dem einzelnen Patienten und seinen Angehörigen zu helfen.“

Die Hauptaufgabe des Ethikkomitees ist es, in konkreten Konfliktfälle im Umfeld der Patientenbetreuung ethisch zu beraten. Dies geschieht dadurch, dass Mitglieder des Ethikkomitees die betreffende Station aufsuchen, um mit dem Behandlungs- und Pflegeteam den aufgetretenen Konflikt zu besprechen und neue Sichtweisen aufzeigen.

„Häufig ist es so, dass die an einem kritischen Fall beteiligten Pflegekräfte und Ärzte bereits zu stark involviert sind in das Geschehen. Kommen aber Mitglieder des Ethikkomitees, die mit dem Fall nichts zu tun haben, beratend hinzu, führt das oft zu neuen Gedanken und Lösungswegen im Umgang mit dem Patienten“, führt Pfarrer Nebe weiter aus. Vielfach geht es in den ethischen Fallbesprechungen um entscheidende Fragestellungen am Lebensende eines Patienten – in welchem Rahmen sind beispielsweise lebenserhaltende Maßnahmen noch sinnvoll oder liegt eine aktuelle Patientenverfügung vor. Häufig fehlt allerdings diese Patientenverfügung bei schwerkranken Patienten und es kann dadurch zu Problemen zwischen den Angehörigen und den behandelnden Ärzten bezüglich weiterer medizinischer Therapien kommen. Auch hier kann eine Ethikberatung Klarheit über das weitere Vorgehen bringen.

Im Klinischen Ethikkomitee der Oberlausitz-Kliniken gGmbH sind Mitarbeiter aus allen medizinischen Fachbereichen und der Verwaltung aktiv, um möglichst interdisziplinär agieren zu können. Dadurch soll eine breite Vernetzung und Akzeptanz bei den Mitarbeitern der beiden Krankenhäuser erreicht werden. Die Komiteemitglieder sind bei der Wahrnehmung ihrer Aufgabe unabhängig und an keine Weisungen gebunden. Sie sind nur ihrem Gewissen verantwortlich.

Eine klinisch-ethische Beratung kann von jedem Mitarbeiter angefordert werden, der mit der Betreuung von Patienten zu tun hat. „Aber auch jeder Patient kann eine ethische Beratung anfordern, wenn er vor einem ethischen Dilemma steht,“ zeigt der Krankenhausseelsorger die Möglichkeiten auf.

Der Gesprächskreis „Ethik in der Medizin“ der Sächsischen Landesärztekammer befragte im Jahr 2007 die sächsischen Krankenhäuser zur Einrichtung und zum Bestehen von Ethikberatungen und Ethikkomitees. Zu diesem Zeitpunkt besaßen 30% (30 Häuser) der medizinischen Einrichtungen eine Form der Ethikberatung wie Klinisches Ethikkomitee, einen ethischen Konsiliardienst oder ein offenes Ethikforum. Weitere neun planten die Einrichtung einer solchen. Bei 24 Krankenhäusern war die Einrichtung nicht eingeplant oder wurde sogar abgelehnt. Laut Aussagen der Sächsischen Landesärztekammer war der Anlass zur Etablierung einer Ethikberatung/eines Ethikkomitees in zwei Dritteln der Fälle die anstehende Zertifizierung des Krankenhauses.

Auch in der Oberlausitz-Kliniken gGmbH ist die Einrichtung eines Ethikkomitees im Qualitätsmanagement des Unternehmens festgeschrieben. „Dennoch ist uns eine ethischen Beratung für die Krankenhäuser so wichtig gewesen, dass wir uns auch unabhängig vom Qualitätsmanagement zu dessen Implementierung entschlossen haben“, ergänzt Pfarrer Nebe.

 



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