Pressemitteilung 22.10.2008

Pressemitteilung vom 22.10.2008

Schlaganfall-Patienten in guten Händen

Seit über vier Jahren werden auf der Schlaganfall-Intensivstation (?Stroke Unit?) im Krankenhaus Bautzen betroffene Patienten erfolgreich auf einem medizinisch hohen Niveau behandelt. Nun schließt sich die Schlaganfall-Intensivstation Ende des Jahres dem ?Schlaganfallnetz Ostsachsen? an ? zur weiteren Verbesserung der wohnortnahen Betreuung der Patienten.

Dr. med. Jochen Eberhard zieht Bilanz: ?Auf unserer Schlaganfall-Intensivstation konnten seit ihrer Eröffnung im Jahr 2004 rund 1.620 Patienten umfassend versorgt werden.? Der Chefarzt der Medizinischen Klinik I im Krankenhaus Bautzen fügt hinzu: ?Allein im vergangenen Jahr wurden 360 Betroffene medizinisch betreut. Im Vergleich zu 2006 bedeutet dies einen Anstieg von rund 50 Patienten.? Der Schlaganfall gilt in Deutschland nach Expertenmeinung als die dritthäufigste Todesursache ? rund 75.200 Menschen starben im Jahr 2003 an einem Schlaganfall, so die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe. Der Facharzt für Kardiologie weist zudem darauf hin, dass pro Jahr etwa 250.000 bis 300.000 Menschen einen erstmaligen oder wiederholten Schlaganfall erleiden. ?Das heißt konkret, dass alle drei Minuten ein Mensch in Deutschland von einem Schlaganfall getroffen wird. Rund ein Drittel der überlebenden Betroffenen sind nach diesem gravierenden Ereignis stets auf fremde Hilfe angewiesen. Für die Patienten und ihre Angehörigen bedeutet ein Schlaganfall deswegen eine sehr weitreichende Belastung?, erläutert Dr. Eberhard.

Zur weiteren Verbesserung der intensiven Betreuung von Schlaganfallpatienten wird sich die Schlaganfall-Intensivstation daher Ende des Jahres dem vom Universitätsklinikum Carl Gustav Carus in Dresden gegründeten ?Schlaganfallnetz Ostsachsen?, dem ?SOS-NET? anschließen. ?Das bedeutet für die Patienten in der Region eine Verbesserung der wohnortnahen Versorgung, da uns durch das Netzwerk dann Tag und Nacht ein Neurologe als Ansprechpartner im Uniklinikum zur Verfügung steht. Der Facharzt kann über ein spezielles Videosystem mit dem Patienten sprechen, mittels Datenleitung auf die bereits erstellten Befunde zugreifen und mit dem behandelnden Arzt vor Ort die weiteren therapeutischen Maßnahmen besprechen. Durch die Beteiligung am Netzwerk wollen wir bewusst die Versorgung der Betroffenen vor Ort verbessern und ihnen lange Wege zum passenden Krankenhaus ersparen,? berichtet der Kardiologe Dr. Eberhard. Die Krankenhausgesellschaft Sachsen (KGS) hat gemeinsam mit den Landesverbänden der sächsischen Krankenkassen (LVSK) und dem Sächsischen Staatsministerium für Soziales (SMS) die finanziellen Rahmenbedingungen für den Aufbau von telemedizinischen Netzwerken im ländlichen Raum geschaffen. Das Sozialministerium fördert die technische Aufrüstung der beteiligten Krankenhäuser dabei mit einem Millionenbetrag.

Chefarzt Dr. Eberhard legt außerdem viel Wert auf eine gute Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Fachärzten und Rettungsärzten. In diesem Zusammenhang und zur Intensivierung der Kooperation informiert er seine Fachkollegen in regelmäßigen Abständen zum Thema Schlaganfall und seinen Therapiemöglichkeiten. Daher fand Anfang Oktober eine entsprechende Fortbildungsveranstaltung in Zusammenarbeit mit der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft und rund 60 teilnehmenden Ärzten statt ? eine Resonanz, die Dr. Eberhard positiv bewertet. ?Je besser sowohl die Bürger wie auch die Ärzte über den Schlaganfall und seine Folgen informiert sind, desto größer sind die Chancen einer schnellen, umfassenden medizinischen Betreuung.?

Um die Betroffenen nach einem Schlaganfall rasch adäquat versorgen zu können, ist es wichtig, sofort nach Auftreten der Symptome einen Rettungswagen zu rufen. Zu den Symptomen zählen dabei einseitige oder doppelseitige Sehstörungen, Lähmungserscheinungen, Sensibilitätsstörungen, Sprachstörungen sowie Schwindelgefühl. Der Chefarzt betont, dass es überlebenswichtig ist, den Rettungswagen auch dann zu rufen, wenn die Symptome rasch wieder weggehen sollten. Gerade schweren Schlaganfällen gehen häufig vorübergehende Lähmungserscheinungen voraus. Auch nach kurzzeitigen Attacken besteht in rund 25 Prozent der Fälle die Gefahr, dass ein Schlaganfall erneut auftritt. Wichtig ist es außerdem, dass die Angehörigen notwendige Informationen wie die Medikation des Patienten bereits an die Rettungssanitäter oder den Notarzt weitergeben oder gegebenenfalls ins Krankenhaus nachkommen.

Innerhalb von drei Stunden nach einem Schlaganfall muss die Behandlung durch den Arzt erfolgen, um realistisch die Hirnsubstanz zu retten und damit den Grad der Behinderung einzuschränken. ?Jeder Schlaganfall ist ein Notfall?, warnt der Facharzt für Kardiologie, ?Studien haben ergeben, dass die Betroffenen immer am besten auf einer Schlaganfall-Intensivstation wie der im Krankenhaus Bautzen aufgehoben sind. Hier kann die Versorgung des Patienten am besten gewährleistet werden. Zur Diagnostik gehört dabei als erstes die Erstellung eines CT, einer Computertomographie des Kopfes, um zu erkennen, welche Bereiche des Gehirns betroffen sind. Erleidet der Patient den Schlaganfall aufgrund eines Gefäßverschlusses, was in 80 Prozent der Fälle so ist, dann kann unter bestimmten Bedingungen ein Lyse-Medikament gegeben werden, um das Blutgerinnsel wieder aufzulösen. Diese Behandlungsmethode ist seit etwa zehn Jahren möglich und wird leider erst bei rund drei Prozent aller Patienten in Deutschland angewandt. Dies gilt es weiterhin zu verbessern?

 



 Nach oben
 Zurück
 Seite drucken