Die Zukunft der ärztlichen Versorgung auf dem Land
Innovativ und vernetzt: Die Oberlausitz Kliniken prüfen neue Wege für die ambulante Versorgung.
Wie kann eine qualitativ hochwertige, wohnortnahe medizinische Versorgung im ländlichen Raum auch in Zukunft sichergestellt werden? Die Oberlausitz Kliniken gGmbH (OLK) wollen darauf Antworten finden – mit einem innovativen Versorgungskonzept, das aktuell im Rahmen einer Machbarkeitsstudie umfassend geprüft wird.
Im Zentrum der Konzeptidee stehen zwei Bausteine: ein integriertes Ambulantes OP- und Gesundheits-Zentrum (AOZ) am Standort Bischofswerda und sogenannte OLKubes – kleine, modulare medizinische Versorgungseinheiten in den umliegenden Gemeinden. Gemeinsam könnten sie ein zukunftsweisendes, sektorenübergreifendes Modell für die Region bilden. Das Neue dabei ist: Die OLK denkt in einem integrierten Gesamtkonzept von telemedizinischer über ambulante hin zur stationären Behandlung.
Warum neue Strukturen notwendig sind
Das Gesundheitswesen – besonders im ländlichen Raum – steht unter massivem Veränderungsdruck: Personalmangel, demografischer Wandel, wirtschaftliche Zwänge und neue gesetzliche Anforderungen bringen traditionelle Versorgungsstrukturen an ihre Grenzen: es gibt immer weniger Haus- und Fachärzte – und das bei einer immer älter werdenden Bevölkerung. In dieser Situation sehen die Oberlausitz Kliniken nicht nur Herausforderungen, sondern auch Chancen.
„Wenn wir Versorgung in unserer Region langfristig sichern wollen, müssen wir umdenken. Nicht Rückzug, sondern gezielte Innovation ist der richtige Weg. Darum prüfen wir derzeit, ob ein intersektorales Versorgungsmodell mit einem ambulanten OP-Zentrum und den OLKubes bei uns sinnvoll umsetzbar ist“, so Jörg Scharfenberg, Geschäftsführer der Oberlausitz Kliniken gGmbH.
Auch aus Sicht der Städte und Gemeinden ist die Initiative von großer Bedeutung: „Das Projekt ist ein echter Meilenstein für die Zukunftsfähigkeit unseres Bischofswerdaer Landes“, betont Holm Große, Oberbürgermeister von Bischofswerda. „Gerade in ländlichen Regionen brauchen wir neue, flexible Konzepte, um auch langfristig eine qualitativ hochwertige medizinische Versorgung zu sichern. Das ambulante OP-Zentrum und die OLKubes sind ein starkes Signal, dass wir hier vor Ort nicht nur Probleme benennen, sondern konkrete Lösungen entwickeln.“
Was die Machbarkeitsstudie leisten soll
Bevor ein solches Projekt Realität werden kann, müssen zentrale Fragen geklärt werden: Welche Leistungen können ambulant sinnvoll angeboten werden? Welche Investitionen sind nötig? Wer könnten geeignete Partner sein – medizinisch, technisch, wirtschaftlich? Und vor allem: Rechnet sich das für die Region – finanziell wie versorgungstechnisch?
Diese und viele weitere Fragen sollen im Rahmen einer Machbarkeitsstudie beantwortet werden. Dank einer Förderung durch Simul+, den Innovationshub des Sächsischen Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft. Ziel ist eine fundierte Entscheidungsgrundlage für die nächsten Schritte. „Dabei ist es besonders wichtig, dass wir die Antworten mit ganz vielen Partnern gemeinsam finden: Mit den niedergelassenen Haus- und Fachärzten, mit den Kostenträgern, den Krankenkassen, der Kassenärztlichen Vereinigung und der Politik. Alle sind herzlich eingeladen, mitzuwirken und eine tragfähige, gemeinsame Lösung zu finden“, so Jörg Scharfenberg weiter.
Das Konzept im Überblick
Auf der einen Seite steht das AOZ Bischofswerda: Ein Ambulantes OP- und Gesundheits-Zentrum mit moderner Infrastruktur für Eingriffe, die keine stationäre Behandlung erfordern. Geplant ist eine Kooperation von Klinikärztinnen und niedergelassenen Haus- und Fachärztinnen, die in dem AOZ ihre eigenen Praxen betreiben können. Auch für Heil- und Hilfsmittelanbieter und Physiotherapien soll Platz sein.
Auf der anderen Seite sind die OLKubes in der Region: Kleine, dezentrale Einheiten für Diagnostik, Prävention, Nachsorge und bestimmte therapeutische Leistungen – telemedizinisch vernetzt, mit digitalen Lösungen und nah an den Menschen.
Ein Modell mit Strahlkraft
„Die OLKubes könnten dafür sorgen, dass die medizinische Versorgung weiterhin nah bei den Menschen bleibt – gerade in unserer Region, in der Mobilität, Altersstruktur und Fachkräftemangel eine große Rolle spielen. Ob das Alles so funktionieren kann, genau dafür machen wir gerade die Studie. Sollte sich das so umsetzen lassen, wäre es ein Modellprojekt für ganz Sachsen, ja sogar für ganz Deutschland “, erklärt Jörg Scharfenberg.