Pressemitteilung 06.11.2009

Pressemitteilung vom 06.11.2009

v.l.n.r. - Jörg Distler, Facharzt für Strahlentherapie, Reiner E. Rogowski, Geschäftsführer der Oberlausitz-Kliniken gGmbH, Landrat Michael Harig , Landkreis Bautzen, Andrea Fischer, Staatssekretärin im Sächsisches Staatsministerium für Soziales

Spatenstich für Neubau Strahlentherapie und Palliativstation am Krankenhaus Bautzen

Am Mittwoch, den 4. November 2009 fand der Spatenstich für den Neubau einer Strahlentherapie und einer Palliativstation auf dem Gelände des Krankenhauses Bautzen statt. Gemeinsam mit der Staatssekretärin des Sächsischen Gesundheitsministeriums Andrea Fischer und dem Landrat Michael Harig gab der Geschäftsführer der Oberlausitz-Kliniken gGmbH Reiner E. Rogowski damit den offiziellen Startschuss zum Baubeginn dieses Projektes.

Die Praxis für Strahlentherapie wird von Dipl.-Med. Jörg Distler, Facharzt für Strahlentherapie, geleitet. Bisher führt er seine Praxis an der Helios Klinik Dresden-Wachwitz. Die Station für Palliativtherapie wird im ersten Stock des Neubaus eingerichtet. Das neue Gebäude wird direkt neben der OL Physio und der Medizinischen Klinik errichtet. Ein Verbindungsgang zwischen Palliativstation und Klinik sorgt für kurze Wege und beste Versorgung der Patienten.

Die Praxis für Strahlentherapie

„Wir behandeln Krebspatienten“, so definiert Jörg Distler, der Facharzt für Strahlentherapie, sein Arbeitsgebiet. „Patienten, die in unsere Praxis für Strahlentherapie kommen, sind an den unterschiedlichsten Formen von Krebs erkrankt. Für mich ist es wichtig, dass die Strahlentherapie nicht isoliert von anderen Krebsbehandlungen betrachtet wird. Es gibt nicht die eine beste Methode gegen diese Krankheit – die Bestrahlungen können neben der Chemotherapie und der Operation nur ein weiterer Baustein auf dem Weg des Patienten zur Genesung oder zumindest zum Erhalt seines jetzigen Gesundheitszustandes sein. Wichtig wird mir auch am Krankenhaus Bautzen die enge Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Onkologen und den Ärzten der beiden Krankenhäuser sein. Der Patient braucht eine individualisierte, auf ihn zugeschnittene Krebsbehandlung, die nur im Zusammenspiel mit den anderen medizinischen Fachrichtungen gewährleistet werden kann.“

Strahlentherapie ist eine berührungs- und schmerzfreie Behandlungsform, die mit sogenannten ionisierenden, hochenergetischen Strahlen arbeitet. Die Bestrahlung erfolgt zielgerichtet unter Einbeziehung modernster dreidimensionaler Behandlungsplanungsverfahren. Die Behandlung dauert in der Regel und je nach Erkrankung vier bis acht Wochen. Die Patienten kommen während dieser Zeit täglich von Montag bis Freitag für eine Behandlungseinheit von 10 bis 15 Minuten in die Praxis. „Pro Stunde können wir ca. vier bis sechs Patienten behandeln“, ergänzt der Facharzt. Nach der erfolgten Strahlentherapie schließt sich bei den meisten Patienten eine Reha-Maßnahme an und sie werden bei ihrem behandelnden niedergelassenen Arzt regelmäßig zur Nachsorge bestellt.

Jörg Distler plant am Krankenhaus Bautzen zwei Behandlungseinheiten für die Strahlentherapie. Neu daran sind vor allem die dort eingesetzten Geräte. Zur Zeit läuft die Behandlung für den Patienten so, dass zu Beginn ein Arztgespräch geführt wird, dann kommt die Therapieplanung und anschließend erfolgt die sogenannte Simulation der Behandlung. Alle in der Planung berechneten Werte werden auf diese Weise kontrolliert und exakt auf den Patienten übertragen. Die notwendigen Bestrahlungsfelder werden markiert und die Bilddaten abgespeichert – so kann mit der ersten Strahlenbehandlung eine nochmalige Kontrolle erfolgen. Mit den neuen Geräten fällt diese Therapiesimulation weg. „Wir sparen uns also im Grunde genommen eine komplette Geräteeinheit vor der Therapie“, erläutert Jörg Distler die hochmoderne Technik. „Zukünftig erfolgt die gesamte Behandlung durch ein einziges Gerät – ein wirklicher Fortschritt für den Patienten, zumal die neue Behandlungseinheit auch bei jeder Bestrahlung die Lage des Tumors im Körper und seine Form neu lokalisieren kann und damit exakt rund um den Tumor von allen Seiten bestrahlen kann. Unser neues Gerät kann sehr viel flexibler gehandhabt werden. Die Beschleuniger ermöglichen auch neue Formen der Bewegungsbestrahlung, womit die irregulären Tumorvolumen noch schonender für die umliegenden Normalgewebe erfasst werden können.“

„Wir behandeln mit der Strahlentherapie aber auch gutartige Erkrankungen, also keinen Krebs, sondern beispielsweise orthopädische Diagnosen wie einen Tennisarm, chronische Gelenksentzündungen oder Kniegelenksbeschwerden. Patienten, die aus diesem Bereich zu uns kommen, haben bereits verschiedene Therapieformen hinter sich, Physiotherapie, Spritzen, vielleicht eine OP, aber sie haben leider immer noch Schmerzen. Die ionisierende Strahlung bewirkt bei rund 70% bis 80% dieser Betroffenen eine relative Beschwerdefreiheit und eine bessere Beweglichkeit der erkrankten Gelenke. Meist bekommen die Patienten vier bis acht Bestrahlungseinheiten, dann zeigt sich eine Verbesserung ihres Zustandes. Diese Behandlung ist ebenfalls eine Kassenleistung, sie erfolgt auf Überweisung eines niedergelassenen Arztes“, zeigt Jörg Distler eine weitere Behandlungsmöglichkeit der Strahlentherapie auf. Mit dem Standort Bautzen rücken wir näher an unsere Patienten heran“, beschreibt Jörg Distler seine Entscheidung für die Oberlausitz-Kliniken gGmbH als Partner. „Viele Betroffene kommen bereits heute aus dem Landkreis Bautzen zur Behandlung zu uns, künftig werden sich die Wege vieler zur Strahlentherapie massiv verkürzen. Wir wollen damit die Versorgung und Behandlung der Krebspatienten in Ostsachen zukunftssicher machen.“

Für den Neubau der Strahlentherapie am Krankenhaus Bautzen werden rund 5 Millionen EUR investiert – 1,6 Mio. EUR allein für die Baumaßnahmen und 3,4 Mio. EUR für die Medizintechnik. Es entstehen zwei Behandlungseinheiten für die Bestrahlung. In der Praxis werden voraussichtlich 15 Mitarbeiter tätig sein – sechs Ärzte und Strahlenphysiker, sieben Medizinisch-technische Radiologieassistenten (MTRA) und zwei Verwaltungskräfte.

Dipl.-Med. Jörg Distler wurde in Berlin geboren und ist 47 Jahre alt. Er leitet die Praxis für Strahlentherapie an der Helios Klinik in Dresden-Wachwitz seit 1998. Sein Medizinstudium absolvierte er an der Charité in Berlin und qualifizierte sich dort als Facharzt für Strahlentherapie. Bevor er sich als Strahlentherapeut selbstständig machte, war er leitender Oberarzt der Klinik für Strahlentherapie am Krankenhaus in Eberswalde. Jörg Distler lebt in Dresden.

Die Palliativstation

Im Obergeschoss des Neubaus wird die Palliativstation mit 15 Betten eingerichtet. Voraussichtlich zwölf Mitarbeiter werden dafür zusätzlich im Bereich der Pflege eingestellt. Dazu kommt die entsprechende Anzahl von Ärzten, vorwiegend mit der Subspezialisierung im Bereich der „Schmerztherapie“, Psychotherapeuten und Psychologen. Fachlich angeschlossen wird die Palliativstation an die Medizinische Klinik I unter der Leitung von Chefarzt Dr. med. Jochen Eberhard.

Auf der Station geht es den Ärzten dann nicht mehr darum, eine Krankheit zu bekämpfen oder zu heilen. „Es geht darum, das Leiden der schwerkranken Menschen in ihrer letzten Lebenszeit zu lindern. Sie sollen medikamentös so eingestellt werden, dass sie noch eine Zeit zu Hause bei ihren Familien leben können,“ erläutert der Chefarzt der Medizinischen Klinik I, Dr. med. Jochen Eberhard. Ein Palliativ-Patient bleibt durchschnittlich zwei Wochen zur ärztlichen Versorgung im Krankenhaus, zeigen Erfahrungen in anderen deutschen Kliniken. Zur Zeit werden diese schwerst kranken Patienten auf den allgemeinmedizinischen Stationen im Krankenhaus Bautzen versorgt und sind dem normalen Klinikalltag mit zum Teil viel Unruhe und Geschäftigkeit ausgesetzt. „Das sind keine guten Bedingungen für die Patienten, denn sie brauchen besondere Fürsorge und auch Zeit für ein persönliches Gespräch. Mit der neuen Palliativstation im Krankenhaus Bautzen wird so eine Lücke in der medizinischen Versorgung geschlossen. In die Behandlung einbezogen werden natürlich auch die Angehörigen. Sie bedürfen ganz besonderer teilnehmender Begleitung“, führt der Chefarzt weiter aus.

Die Palliativstation ergänzt so die bereits bestehenden Angebote wie die der ambulanten Hospizdienste der Region und sieht sich als Teil eines umfassenden Netzwerkes in der Versorgung schwerstkranker und sterbender Menschen.

 



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