Bürokratiekosten im Pflegebereich gehen in die Milliarden

Pressemitteilung vom 29.05.2012

Pflegenotstand bedingt durch Dokumentationswahn von Gremien, Behörden und Kostenträgern?

Die Oberlausitz-Kliniken gGmbH mit Sitz in Bautzen ist Gesellschafter von zwei Trägergesellschaften, die fünf Altenpflegeheime in der Oberlausitz betreiben. Weitere Einrichtungen sind dem extrem steigenden Bedarf an Pflegeheimplätzen, der sich im Landkreis Bautzen und in den umliegenden Regionen abzeichnet, schuldend geplant. Neben den zu stemmenden Investitionskosten steht die Frage nach qualifiziertem Fachpersonal an vorderster Stelle auf der Liste der zu lösenden Probleme.

Der Geschäftsführer der Oberlausitz-Kliniken gGmbH Reiner E. Rogowski verweist nun auf einen Artikel in der Zeitschrift CAREkonkret, einer Fachzeitschrift für Verantwortungsträger in der Pflege. Artikel zum Nachlesen HIER (PDF-Datei 86 KB) Darin wurden Zahlen des Statistischen Landesamtes veröffentlicht, die vor kurzem im Bundeskanzleramt vorgelegt worden sein sollen. Allerdings wurden diese bisher offiziell noch nicht veröffentlicht. Es handelt sich hierbei um die Kosten, die dem Versicherungssystem der Pflegekassen in Deutschland jährlich durch einen übertriebenen, teilweise unsinnigen Dokumentationsaufwand, möglicherweise auch eine Dokumentationswut, entstehen. In der Publikation werden diese Kos­ten mit mehreren Milliarden Aufwand beziffert. In absoluten Zahlen bedeutet dies, so zitiert Reiner E. Rogowski den erschienenen Artikel, dass etwa 68.000 Mitarbeiter in Pflegeeinrichtungen in Deutschland mit nichts anderem als der Dokumentation beschäftigt sind. Allein das Ausfüllen von Leistungsnachweisen verursache Kosten in Höhe von 1,9 Milliarden Euro im Jahr. Diese extremen Kosten sind zum einen durch die Pflegeversicherung, zum anderen aber aus dem Portemonnaie eines jeden Pflegebedürftigen, eventuell seiner Angehörigen, oder der Sozialhilfekassen zu bestreiten. Es besteht Zweifel, dass in der vorliegenden Fassung des Pflegeneuausrichtungsgesetzes (PNG) diese Daten überhaupt bekannt waren bzw. berücksichtigt werden.

Der Appell aller Pflegeeinrichtungen in Deutschland muss auch von den Handelnden in der Bundespolitik gehört und aufgenommen werden. Ohne eine entsprechende Entbürokratisierung, die nicht nur in Willensbekundungen formuliert, sondern endlich auch umgesetzt wird, wird wertvolle Zeit von knappen Pflegefachkräften nicht für die Betreuung und Zuwendung von Pflegebedürftigen verwendet, sondern zum Ausfüllen von umfangreichen Formularen. „Als Mitglied in der gesetzlichen Pflegeversicherung zahle ich meine Pflegeversicherungsbeiträge nicht dafür, dass möglichst viel Papier möglichst schick ausgefüllt wird, und dies mit einem hohen Zeitaufwand, sondern dass ich dann, wenn ich Hilfe benötige, diese auch qualifiziert von mir zugewendeten Pflegekräften bekomme“, lautet der Appell des Geschäftsführers der Oberlausitz-Kliniken gGmbH an Politik, Verbände und andere Meinungsbildner in der Bundesrepublik.



 Nach oben
 Zurück
 Seite drucken